Seit geraumer Zeit herrscht eine Debatte darüber, ob und inwieweit Cannabis legalisiert beziehungsweise entkriminalisiert werden sollte. Obwohl die Gesetze in Deutschland und anderen Ländern gelockert wurden, sind weitere Schritte in Richtung Legalisierung vonnöten.

Über die letzten Jahre legalisierten oder entkriminalisierten zunehmend mehr Länder oder Bundesstatten (USA) den Konsum von Marihuana. Auch in Deutschland kann Marihuana seit 2017 als Arzneimittel verschrieben werden. Eine weitere schrittweise Entkriminalisierung wie etwa in Portugal ist dennoch vonnöten. Deshalb ist, neben Parteien wie Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen, mittlerweile auch die SPD für eine Änderung der Cannabispolitik.

Man kann die bisherigen Cannabisregulierungen als gescheitert betrachten – zumindest, wenn sie zum Ziel haben, den Konsum zu reduzieren. Denn während im Jahre 1979 nur 17 Prozent der Deutschen Erfahrung mit Cannabis hatten, sind es heute mehr als 30 Prozent. In Deutschland konsumieren mehrere Millionen Menschen regelmäßig Marihuana. Laut dem Gesetz machen sich viele dieser Menschen strafbar.

Bei den Gerichtsverfahren werden oft Konsumenten und nicht Dealer verurteilt. Während die Strafen zwar in Deutschland nicht so drakonisch wie in den USA ausfallen, können sie auch hier ganze Zukünfte zerstören. „Mehr als 100.000 jährlich gegen Konsumenten eingeleitete Verfahren führen zu einer hohen Zahl an Geld- und Haftstrafen, insbesondere auch zu Problemen in Schule, Ausbildung und Beruf sowie häufig zum Verlust des Führerscheins“, heißt es bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.

Das liberalistische Argument

Obschon es sich bei Marihuana um eine Droge mit Suchtpotenzial und potenziell schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit handelt, dürfte sich ein Staat der liberalistischen Argumentation zufolge nicht anmaßen, darüber zu entscheiden, was für Drogen man seinem Körper zuführt.

Dieses Recht auf Eigenverantwortung ist allerdings verwirkt, wenn die Freiheit des persönlichen Drogenkonsums zur Gefahr für andere Individuen wird. Das Slippery-Slope- beziehungsweise Dammbruchargument versucht gerade an dieser Stelle anzusetzen, indem man behauptet, dass die Entkriminalisierung der „Einsteigerdroge“ Marihuana viele (auch Minderjährigen) dazu bringen würde, härtere Drogen zu konsumieren.

Das Dammbruchargument

Der (erleichterte) Konsum des Einzelnen steht damit in Verbindung zum allgemeinen gesellschaftlichen Verfall. Allerdings gibt es keine eindeutigen empirischen Beweise, die das Dammbruchargument in Bezug auf Marihuana unterstützen. Zudem könnte eine mit Aufklärung einhergehende Entkriminalisierung (die sich über aus Cannabisverkauf erhaltene Steuereinnahmen finanzieren lässt) ganz im Gegenteil zu einer Konsumreduktion oder zumindest einem verantwortlichen Umgang mit der Droge beitragen.

Dies entkräftet überdies die Ansicht, die Gesellschaft nähme durch eine Entkriminalisierung aufgrund der entstehenden Gesundheitsprobleme finanziellen Schaden. Wenn einem die Eigenverantwortung für den eigenen Körper (und Geist) immer dann entzogen wird, sobald man ihm durch sein Verhalten potentiellen Schaden zufügt, deren Kosten die Gesellschaft trägt, müsste man auch den Zigaretten-, Alkohol- und Zuckerkonsum untersagen.

Das Paritätsargument

Aus einer liberalen Sicht lässt sich eine Aufrechterhaltung des Verbots also nicht rechtfertigen. Dem liberalistischen Argument lässt sich außerdem ein Paritätsargument hinzufügen. Diesem Argument nach müssten Erlaubnisse oder Untersagungen für ähnliche Sachverhalte gleichermaßen gelten.

Das heißt, wenn Alkohol erlaubt ist, müssten auch all jene Drogen zulässig sein, die genauso oder weniger gefährlich beziehungsweise schädlich sind. Im Umkehrschluss müssten die Drogen, die genauso oder gar riskanter sind als Marihuana desgleichen verboten sein.

Offensichtlich ist dies nicht der Fall. Obwohl Alkohol wohlmöglich schädlicher ist, abhängiger macht, zu mehr Aggression und Problemen im Straßenverkehr führt, ist dessen Konsum erlaubt. Das paritätische Prinzip ist auch der Grund, warum selbst Richter Andreas Müller, die Kriminalisierung von Cannabis für verfassungswidrig hält.

Das kulturelle Argument

Verteidiger dieses Missstandes berufen sich zumeist auf ein kulturelles Argument, das besagt, dass Marihuana im Gegensatz zu Alkohol nicht zu unserem Kulturkreis gehört. Dies ist einerseits insofern fehlerhaft, als Marihuana gesamtgeschichtlich durchaus auf die eine oder andere Weise Teil der hiesigen Kultur ist.

Anderseits ist dieses kulturrelativistische Argument zugleich ein konservatives, das – wenngleich es stimmen würde – kein Platz für nötige Veränderungen lässt. Auf der logischen Ebene funktioniert es ähnlich wie die Aussage, dass eine bestimmte Religion oder Ethnie nicht zu der „unseren“ gehört, weil sie es bis dato nicht getan hat.

Das moralische Argument

Des Weiteren kann ein moralisches Argument angeführt werden: Insofern wir die globale Gerechtigkeit als richtig erachten, sind wir dazu verpflichtet, dass unsere Handlungen auch Menschen jenseits unseres Rechtsstaates nicht verletzten. Durch unsere Drogenpolitik, auch die des Marihuanas, tun wir aber gerade dies, so dass renommierte Zeitschriften wie The Economist schon lange für eine Legalisierung plädieren.

Kontrollierter Anbau könnte ausländische Drogenkartelle schwächen, die vor allem in den dortigen Ländern für Morde, Menschenhandel und ähnliche Delikte verantwortlich sind. Gleichzeitig würde eine Entkriminalisierung die inländischen Schwarzmärkte entkräften. Dies hätte nicht nur positive Folgen in Bezug auf die organisierte Kriminalität, sondern würde auch die Konsumenten schützen, da bei illegalen Drogen keine Qualitätssicherung möglich ist.

Dies ist bei Heroin der Fall, das vor der Illegalisierung, wenn überhaupt, wenige Opfer verursachte. Genauso wie die Prohibition, das US-amerikanische Alkoholverbot von 1920 bis 1930, zu tausenden Vergiftungen und Toten führte. Bei Marihuana ist dies nicht anders. Hier kann man zum Beispiel oftmals schädliche Mengen an Schwermetallen und Pestiziden nachweisen.

Weitere Argumente

Eine Entkriminalisierung könnte außerdem den Staat entlasten. Zum einen indem Polizisten anderweitig eingesetzt werden könnten. Zum anderen deshalb, da die durch legal verkauftes Marihuana eingenommenen Steuern nach Ausgaben für Prävention und Suchtbehandlung wahrscheinlich immer noch Überschüsse erzielten.

Durch eine Entkriminalisierung könnten sodann auch diejenigen Abhängigen Hilfe suchen, die sie benötigen, sich aber aufgrund der einhergehenden Stigmatisierung nicht trauen. Ähnlich würde auch das hilfreiche Medikament Marihuana mehr Akzeptanz in der Bevölkerung finden.

So eindeutig die Argumente auch sein mögen, aufgrund der konservativen Kräfte in Deutschland und Österreich ist eine weitere Entkriminalisierung vorerst nicht absehbar. Dies betrifft aber nicht die Produkte von Trees, welche weniger als 0,2 % THC enthalten und somit keinen psychoaktiven Effekt entwickeln. Trees ist sich bewusst, dass die Droge Marihuana nicht verharmlost werden darf, vertritt aber aus den hier angeführten rechtlichen, moralischen, freiheitlichen und anderweitigen Argumenten die Position, dass eine Entkriminalisierung unausweichlich ist.

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Warum wir Cannabis legalisieren sollten

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